Oliver Husain

video works as part of „Literal Umbrella“, Clages, Cologne (DE)

Foily Footlights

Ivanov’s Invention

Model of a Glasses-free Lenticular 3D Cinema as Conceived by Semyon Ivanov in Moscow, 1940 ~ Based on Second-hand Information

 

 

Claus Richter

Miniature Gift Set 01

60 pages of games, texts, model sheets, recipes for Bolognese. Out now.

 

Isabella Fürnkäs

Ein virtueller Atelierbesuch

 

In Vorbereitung auf die bevorstehende Gruppenausstellung Madeleine-Effekt (6. – 20. März 2022) sprach die Kuratorin Leonie Runte mit der Künstlerin Isabella Fürnkäs über die Bedeutung von Sprache in Ihrem Werk, über das Träumen und Sinnieren und verschiedene Gesellschaftsstrukturen. Fürnkäs ist Meisterschülerin von Andreas Gursky an der Kunstakademie Düsseldorf und studierte unter anderen bei Keren Cytter und Hito Steyerl an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Preisträgerin des Förderpreises des Landes NRW für Medienkunst und Stipendiatin der Cité des Arts Paris sowie Akademie der Künste Berlin in 2021. Ihre Werke waren u.a. in der Kunsthalle Wien, im Sprengel Museum,Hannover, im Museum Abteiberg Mönchengladbachern, auf der 13. Biennale for Contemporary Art Dakar, im Nam June Paik Art Center Seoul und im Project Space der Julia Stoschek Collection Düsseldorf zu sehen. Ihre Performances wurden kürzlich im Salon Acme in Mexico City, im Kölnischen Kunstverein, bei der Manifesta 11, in der Akademie der Künste der Welt and in der Pogobar der KW Institute for Contemporary Art Berlin gezeigt.

 

Leonie Runte: Woher kommt das Wort in Deinem Werk?

Isabella Fürnkäs: Woher kommen die Worte… da sind wir ja direkt bei der Semiotik. Le signifiant et le signifié, was war eigentlich zuerst ? Ich glaube, die Worte kommen bei mir aus dem Denken heraus. Aus demselben Impuls, aus dem auch die Bildwelt kommt. Aus dem Vorstellungsraum, aus dem imaginären Raum, der versucht Assoziationen auf den realen Raum zu übertragen. Er mischt sich mit Erinnerungen, mit der Vorstellungen von Ereignissen, die vielleicht nicht passiert sind, die man träumt. Oder Dinge die passiert sind, Traumata, Dinge also, die verarbeitet werden müssen, als auch Vorstellungen, Sehnsüchte, gedankliche Zwischenräume. Die Sprache wird anders genutzt, nicht in ihrem rein kommunikativen Sinn, wobei Sprache natürlich immer mit Kommunikation zu tun hat. Es ist der Wunsch, Worte zu verändern, mit Worten etwas anderes machen zu können, als etwas Klares zu sagen. Vielmehr ein Vermischen, ein Umkreisen, ein Umzirkeln von Bedeutung.

LR: Wenn man in der Kunst von Impulsivität spricht, die aus dem Inneren herauskommt, denke ich beispielsweise an einige Künstler*innen, die davon sprechen, dass u.a. Zeichnungen aus einem spontanen Impuls heraus entstehen. Ihre Gefühle, ihr Denken bringen sie aufs Papier. Deine Texte haben etwas sehr Poetisches. Bei mir lösen sie sofort eine emotionale Ebene aus. Würdest du deinen Umgang mit Worten als einen ähnlichen Impuls wahrnehmen wie das Kunstschaffen oder Zeichnen? Würdest du Sprache und Kunstschaffen als eine parallele Form oder einen ähnlichen Impuls beschreiben?

IF: Der Denkraum, den man sich nimmt, wenn man kreativ arbeitet, ist aus meiner Sicht sehr von Impulsen geleitet. Die Worte kommen aus demselben Zwischenraum. Das sieht man in meinen Zeichnungen, in denen sich Worte und Bildzeichen vermischen. In feinen Bleistiftzeichnungen finden sich so auch teilweise Worte, die wie rausgerutscht scheinen. Worte wie Symbole, wie Farben oder Striche, die etwas andeuten können. Eine Art Schlüssel zu einer Bedeutungsebene, der das Unterbewußte versteckt hält.

LR: Ich sehe deine Worte auch ein wenig als Bewegung. Sie haben etwas Fluides. Eine Fluidität die man in deinen Zeichnungen findet, aber auch in deinen Performances. Letztlich zieht sich diese Beweglichkeit als Narrativ durch dein Werk und wird auch in deinen Skulpturen sichtbar. Die erzählerische Narration als Fluss – als Sprachfluss, ohne immer Sprache sein zu müssen aber immer mit der Möglichkeit zur Sprache.

IF: Ja, das ist ein sehr interessanter Gedanke. Wenn man sich von Kategorien löst, sind letztlich alle das Mittel, mit denen wir kommunizieren. Es können Objekte sein, Worte oder Bilder. Im Grunde alles, was durch die Sinne erfasst und dekodiert wird. Der Fluss ist wie ein Grundbaustein, der sich durch die verschiedenen Medien zieht. Es ist vielleicht auch das Bestreben nicht eingefangen werden zu wollen. Eine Art Versteckspiel mit dem Betrachter. In meinen Videoarbeiten nutze ich eine Art Layering (berlagern; Lagen bilden), eine Parallelität und Gleichzeitigkeit von gefilmtem Material, das sich assoziativ aneinander reibt. Es ist der Versuch widerzuspiegeln, wie Bewusstsein oder Erinnerung funktionieren, wie die Verarbeitung von Informationen passiert. Was werden beispielsweise im Denkprozess oder auch im Traum für Prozesse freigesetzt?

LR: Im Traum sind einem Dinge möglich, zu denen man sonst nicht im Stande wäre. Sachen können klar definieren werden, die einem sonst nicht bewusst erscheinen – sprich, das Unterbewusstsein wird viel deutlicher herausgefordert. In der Auseinandersetzung mit deinen Arbeiten bin ich Wörtern wie Wünsche, Begehren, Ängste oder Zögern begegnet. Mit solchen Wörtern verbinde ich auf der einen Seite einer starke Emotion. Auf der anderen Seite sehe ich in ihnen eine unglaubliche Freiheit. Würdest du sagen, du schaffst dir in deiner Kunst einen gewissen Freiraum, ähnlich wie im Traum?

IF: Auf jeden Fall. Wenn Kunst etwas kann, dann eben dies: einen gedanklichen Freiraum in einer von Regeln bestimmten Realität zu wahren.

LR: Mich faszinieren außerdem die Körperlichkeit und die Wahrnehmungsstrukturen, die du in deinen Arbeiten aufbaust und die sich durch jedes Medium, in dem zu arbeitest, ziehen. Sowohl in deinen Zeichnungen, in deinen Performances als auch in deinen Skulpturen steht eigentlich immer der Mensch bzw. eine Person im Zentrum. Ein Beispiel: In deiner Arbeit The Boomerang Effect geht es um die gegenseitige Spiegelung, sprich um die körperliche Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Anfänglich sprachst du auch über die Erinnerung und deine eigene Position in dem Ganzen: Daher die Frage: woher kommt das? Was ist deine Intention Welche Rolle spielt der Körper bei dir?

IF: Also, ich denke ich bin da auf der Suche nach Grundlagen oder Fragmenten. Wenn man alles herunterbricht, bleibt der Körper. Oder anders herum: der Körper zerfällt. Das letzte Ultimative ist der eigene Körper – der ist real – mit dem stehst du morgens auf und gehst abends ins Bett. Ich glaube die Auseinandersetzung mit dem Körper ist die Auseinandersetzung mit Identität, Herkunft und Persönlichkeit. Der Körper ist Datenspeicher von Geschichte und reflektiert den Geist eines Menschen.

LR: Und wo siehst du dich, wenn du Performances machst? Auch das ist Teil deines Werks, so wie in der Ausstellung Siamese Dreams bei Windhager von Kaenel in Zürich. Was ist es, was dich daran reizt? Ganz zu Beginn hast du vom Begriff des Layering gesprochen. Ist es dann der Film vom Film vom Film vom Körper von der Idee vom Traum?

IF: Ich benutze den Körper als repräsentatives Abbild seiner selbst – und als unmittelbares Medium, beispielsweise in einer Multi-Media-Installation. Hier interessiert mich kunsthistorisch vorrangig die Fluxus und Bodyart der 70er Jahre, aber auch Tino Seghals performative Stücke, die finde ich wundervoll. Es geht mir vorrangig um die Idee einer „Living Sculpture“ (Lebende Skulptur), welche Teil eines Ganzen wird und nicht greifbar ist. Das Immaterielle und Vergängliche interessieren mich daran sehr. Der Graben zwischen Besitz und Zeit wird so spürbar gemacht.

LR: Viele deiner Arbeiten beschäftigen sich aber auch mit dem Digitalen. Wie in deiner Arbeit Siamese Dreams. Eine Matratze als Sinnbild für den Wohnort des modernen Menschen. Der Ort, an dem man lebt wird immer kleiner. Eine Person liegt auf der Matratze, wird mit einer Projektion beschienen, in der Hand hält sie ein Handy. Die ganze digitale Welt stellt Ausflüchte aus dem Alltag bereit, in dem man viel zu beengt lebt und in dem viel zu viel auf einen einprasselt. Deine Videoinstallation Vice Versa zeigt wiederum zwei Hände die sich fast berühren und in Lettern obenauf steht: Why? Dieses „Why?“ lese ich doppelt: Fassen sie sich an oder lassen sie los? Warum tun sie dies? Und warum tun sie es digital und nicht in der Realität?

IF: Das „Why?“ kann man mehrdeutig lesen. Warum überhaupt? Oder: Warum eigentlich nicht? Und warum ist das digital? Wie lässt sich das Abbild von Realität von gelebter Realität unterscheiden? Wird das gesamte Leben zum Film? Gibt es eigentlich noch ein Zurück? Meine Installationen reflektieren den Post-Social-Media Zustand, bei dem die Digitalität bereits in alle Lebensbereiche Einzug hält. Die Flut ist omnipräsent. Sie ver ndert wie wir denken und das Medium verändert uns

reziprok.

LR: Abschließend zum Thema Stofflichkeit: Wir sprachen noch nicht über dein Leben in Japan. In diesem Zusammenhang können wir uns vielleicht deine Soundinstallation und Skulpturengruppe Unpredictable Liars anschauen, die du seit 2017 konstant weiterentwickelst. Es scheinen hier unterschiedliche kulturelle Einflüsse auf den Betrachter einzuwirken. Die gelayerten (aufgeschichteten) Stoffe kommen vorrangig aus Japan, aber auch aus sehr verschiedenen Kontexten, sind zusammengetragen, gefunden. Gleichzeitig werden die Stoffe durch Seile zusammengebunden, wie mit einem Gürtel umschlungen. Geht es hier um Beengung oder doch um Befreiung?

IF: Für mich ist Stoff sehr ähnlich wie Papier. Ich habe bereits im Studium mit Stoffen Skulpturen geschaffen – oder sie zu Flächen angeordnet und Szenerien angedeutet, Gegenstände daraufgestellt und angeordnet. Mein Interesse gilt bei den Unpredictable Liars der Idee von Verhüllung und der Frage: was kreiert Persönlichkeit? Die unterschiedlichen „Layers“ (Lagen), die Personen umgeben und umhüllen, oder sie verstecken – ist Kleidung Schutz? Sind es Oberflächen, durch die man nicht hindurch dringen kann? Wo ist eigentlich der Kern? Die erste Figurenreihe ist bunt und wild, sie haben etwas Theatrales, sie sind schon fast wie eine „Nō (jap. 能)“ Szene und bilden so Bezüge zur japanischen Kultur, mit der ich aufgewachsen bin.

 

 

Claus Richter

LSBTIQ+ monument
in Düsseldorf

 

where? at the Rhine near „Apollo Theater“ at Rheinkniebrücke; Düsseldorf

 

As a response to violence, injustice and exclusion against the LSBTIQ+ community Claus Richter is creating a place for connection and consolidation: a monument commemorating acceptance of gender and sexual diversity.

 

In the direct vicinity of the Rhine in Düsseldorf, between the „KIT – Kunst im Tunnel“ and the „Apollo Varieté“, Claus Richter will be erecting a sculpture that will be unveiled in accordance with this year’s Christopher Street Day (CSD) from 15 to 17 October. With this monument he is filling a gap in the cityscape, materializing a statement against exclusion and hatred.

 

The artwork emerged through an anonymous competition that Düsseldorf Art Commission brought to life in cooperation with the „LSBTIQ+ Forum Düsseldorf“. Claus Richter’s idea of a life-size group of figures made of bronze emerged as the winner. The figures denote all spectrums of sexual and gender diversity, while standing as a united group, locking hands and showing signs of victory with their hands. The artist aims on giving the LSBTIQ+ community a monument that does not set them apart from other commemorated peoples, by melting the topic with visual tradition.

 

COSMOS 1939/ Artist talk with Frances Scholz, Aura Rosenberg und Chantal Benjamin

 

Presentation of the project COSMOS 1939: Georges Salles/Walter Benjamin of Jean-Michel Alberola and artist talk with Chantal Benjamin, Aura Rosenberg, Frances Scholz. Co-curator Caterina Flor Gümpel will interview the artists about the ongoing Film project “Berlin Childhood around 1900” and the lightbox-installation of W. Benjamins Childrens book collection “Recollections illuminated”, both part of the exhibition that will be presented at the Tieranatomisches Theater on September 2, 2021.

Risquons-Tout – A Conversation with Monika Stricker (EN)

 

In conversation with Susanne Titz and Dirk Snauwaert, Monika Stricker discusses some of the issues underlying the body of work that she produced for Risquons-Tout.

 

Moderated by Sofia Dati

Bradley Davies | Hochstapler

Nov 2020 – Jan 2021

 

Video/ Sound: Bradley Davies, 2021