Olivier Foulon & Alexander Lieck | Wem der Tarnfleck steht

2. März bis 29. März 2018

 

Gemeinsame Ausstellungen zweier oder mehrerer Künstler beginnen meist nach einem ähnlichen Ausschlussverfahren: welches Werk stammt von welchem Künstler, wer ist wofür verantwortlich und in welchem Verhältnis stehen die verschiedenen Positionen zueinander? Oder in anderen Worten: Wie kann ein sinnvoller Dialog eingeleitet werden?

Die von Olivier Foulon und Alexander Lieck gemeinsam konzipierte Ausstellung unter dem Titel „Wem der Tarnfleck steht“ baut auf ihrer vorherigen Kollaboration in der Joseph Tang Galerie in Paris auf. Die Künstler spielen dabei vor allem mit konventionellen dialektischen Ansätzen und der Idee von einer allgegenwärtigen künstlerischen Präsenz. Sie sind selbst nicht wirklich präsent im Sinne zweier klar unterscheidbarer Positionen; vielleicht sind sie auf diese Weise überhaupt nicht anwesend. Sie haben uns den Rücken gekehrt, schließen die Tür und schauen nicht zurück, um schließlich vollends zu verschwinden. Ein Gedanke, der unwiderruflich die Frage nach dem Warum aufwirft: Werden sie nicht mehr gebraucht oder steckt hinter ihrer Abwesenheit weit mehr, als zuerst scheint? Und vor allem: welche Relikte und Spuren lassen sie für uns zurück?

Im ersten Raum der Galerie wird eine Reihe von Fotografien präsentiert, welche jeweils ein Performancestück von René Pollesch in Berlin zeigen. Diese Abbildung reiht sich in insgesamt 11 Reproduktionen an den weißen Wänden aneinander und bildet so eine Linie, die sich durch den gesamten Raum zieht. Befindet man sich in der Mitte des Raumes, fühlt es sich beinahe so an, als stünde man inmitten eines verzerrten Panoramabildes, wodurch ein spannendes Spiel aus Perspektive und Wahrnehmung entsteht. Betritt man den hinteren Galerieraum, sieht man sich plötzlich mit bemalten Leinwänden in diversen Größen und Ausführungen konfrontiert. Vervollständigt werden diese durch einen Text über die Malerei und die unerträgliche Leichtigkeit des Daseins als Maler.

Diese humorvolle und gleichzeitig kritische Auseinandersetzung mit dem Medium wird zum Kernpunkt der Ausstellung. Eine Auseinandersetzung, die seit jeher Kunsthistoriker beschäftigt und theoretische Diskurse

anführt, wird somit aufgegriffen und durch neue inter-mediale Ansätze fortgeführt. Ob Kunst ihre endgültige Form in Malerei, Fotografie, einem Objekt, einer Perfomance, einem (Un-) Readymade oder in Worten findet- all das versuchen Foulon und Lieck hier zu ergründen, indem sie Definitionen und Erwartungen des jeweiligen Mediums hinterfragen. Es entsteht beinahe ein konzeptualisiertes Versteckspiel, welches diskrete Hinweise gibt und den Betrachter mit Widersprüchen und ironischen Kommentaren hinter den titelgebenden Tarnfleck zu führen versucht.

Olivier Foulon und Alexander Lieck inszenieren ein komplexes Spiel aus falschen Eindrücken und Konstrukten über die Geschichte, die Prozesse und die medienspezifischen Eigenschaften von Malerei. Sie finden somit einen Weg, den „New-Laokoon“- Geist endlich zu begraben, um so Platz für neue Ansätze und Diskussionen über und mit medialen Diskursen führen zu können, um schließlich die Geister der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zu vereinen.

 

Haris Giannouras