26 Februar bis 2. April 2011

„Dreh dich um!“ – so lautet die Aufforderung im Titel von Monika Strickers 3. Einzelausstellung in der Galerie Clages. Dieser Appell suggeriert dem Betrachter einen Blick- oder Richtungswechsel und die Konfrontation mit einer neuen Situation. Beim Betreten der Ausstellung ruft das Neonlicht des Schriftzugs ›turn around ‹ diese Alternativen in das Gedächtnis des Betrachters. Ihm ist es möglich, der Anweisung Folge zu leisten oder sich ihr zu widersetzen. Im unbeaufsichtigten Raum bleiben beide Optionen ohne Konsequenzen existent.

Ebenfalls in dieser Schwebe der Möglichkeiten befindet sich Strickers Objekt in der Mitte des Raumes: Auf einer Glasvitrine liegt ein Messer – genauer betrachtet, ein Messerrohling – dessen Spiegelung in einem Boden den Gegenstand haptisch erscheinen lässt. Realiter befinden sich in der Vitrine jedoch die blauen Hälften einer Negativform eines Messers. Entgegen der nahe liegenden Erwartung kann der auf der Vitrine positionierte Rohling nicht aus dieser Form gegossen worden sein. Beide Gegenstände führen Möglichkeiten der Umsetzung eines Objekts vor Augen. Sie suggerieren dessen Idee und definieren es ohne dessen Anwesenheit.

Mit dieser Arbeit treibt Monika Stricker die für sie typische Vorgehensweise auf die Spitze. Mit dem Einsatz und der Art und Weise der konzeptuellen Umsetzung von Objekten, die oftmals aus der Filmindustrie stammen, führt Stricker deren Dasein ad absurdum. Eine nachgebaute Waffe beispielsweise bleibt stets ein Simulacrum, Repräsentant des Eigentlichen.Bei ›unassigned space (cast) ‹ geht sie einen Schritt weiter. Die Negativform ist der Abdruck eines Filmrequisits aus dem Film „Resident Evil: Afterlife“. Es ist eigens dieses Prop, welches rein imaginär zum Simulacrum erhoben wird. Die Möglichkeit seiner Existenz besteht in dessen Nichtanwesenheit.

Die Framemontage an der Stirnwand der Galerie setzt sich aus einer Sequenz des Films „THX 1138“ zusammen. Die Gestaltung des Galeriefensters greift die Darstellung der Szenen auf, der Betrachter hat nur zur Hälfte Einsicht. Die andere Hälfte bleibt unbeaufsichtigt.

Es ist dieser unbeaufsichtigte, nicht zu zuordnende Raum, dem sich Stricker in ihren Arbeiten stets auf’s Neue annähert und die Frage aufwirft: Worin liegt der Kern der Dinge? Wo befindet sich die Schnittmenge von Original und Kopie? Lässt sich diese überhaupt erfassen oder befindet sie sich immer in einem toten Winkel, ähnlich dem Teil der Umgebung, der bei der Drehung um die eigene Achse uneinsehbar bleibt?

Britta Rübsam