Bernhard Walter | xylocopa violacea

03 September – 16 Oktober

 

Text Haris Giannouras

 

Mürbes Holz berührt spiegelnde Tafeln. Manchmal stoßen sie kaum aneinander, so dass sich nur die Fingerspitzen berühren. Das Holz wird zerteilt, aufgetrennt und über einen Zeitraum von mehreren Monaten der Sonne ausgesetzt, die Natur übernimmt. Die Spiegelflächen werden gut poliert, Glanz.

 

Das Holz wird vom Regen durchnässt. Es trocknet schließlich aus, bleich, Staub und Schmutz. Es wird gesäubert und ins Haus gebracht, gereinigt, mit großer Sorgfalt gepflegt. Eine Gruppe von Bienen besiedelt sukzessiv das Feld und baut ihre Höhlen in die Oberflächen. Sie sind sehr sorgfältig bei ihrer Arbeit und stecken viel Liebe in ihr Tun.

 

„Die Bedeutung dieser Worte ist klar“.[1] Diese Werke sind aus einer Kombination von Materialien ins Leben gerufen, Holz, Spiegelglas und Silberplatten. Das Holz wird sorgfältig bearbeitet. Bei diesen Elementen handelt es sich nicht um gefundene Materialien, noch um Produkte der industriellen Fertigung; sie sind nicht in einem Geschäft gekauft oder nach vorgegebenen Parametern gestaltet und hergestellt. Ihre Provenienz folgt einer anderen Linie. Über einen langen Zeitraum gehackt, gesägt und geschnitten, gefällt und dann der Natur überlassen, wieder dem Leben zurückgegeben. Die spiegelnde Tafel ist eine sauber polierte Oberfläche. Sie befindet sich bereits im Besitz, so dass sie nur einmal die Hände wechseln muss, um in das Werk aufgenommen zu werden. Die Silberplatten werden über einen Online-Händler bestellt und für die Ausstellung in die Galerie geliefert. Sie sind in der Mitte des Raumes der ersten Etage in einer Matrix angeordnet. Mit dem Gesicht nach unten müssen sie ganz still sitzen und den Atem anhalten. Sie werden alle mit viel Aufmerksamkeit behandelt und gut poliert. Das Fenster in der oberen Ebene muss während der Besucherzeiten möglicherweise offenbleiben, das Zimmer ist von Silber eingenommen.

 

„Ich werde es ihr ausrichten“[2] , ertönt eine Stimme aus dem hinteren Teil des Raumes, bevor sie plötzlich auflegt.

 

Zwölf Gemälde, keine Schatten, Schwebezustand. Sie sind direkte Übertragungen der Figuren. Die Leinwand ist auf Holz aufgezogen, zentrisch grundiert, so dass einige Ecken den freigelegten Stoff offenbaren. Die auf der Leinwand erschienenen Formen korrespondieren genau mit den Objekten. Diese Bilder sind kein Versuch der Repräsentation, sie stellen dar. In einem sehr ehrlichen Sinne sind sie nicht aus der Neugier auf die verschiedenen Stadien der Abbildung geboren, auf das, was real und was konstruiert ist, was ein Kunstwerk und was das Leben ist. Sie sind in vielerlei Hinsicht sehr klassische Werke, die in einer langen malerischen Tradition stehen. Aber während sie die Wände hinaufklettern, finden sie sich in der Idee des Konstituierens statt des Illustrierens begründet. Spuren eines eingefrorenen Bildes, dessen Poesie aus der Sorgfalt und nicht aus der Semantik kommt. Diese 12 Bilder, die auf verschiedenen Höhen hängen, sind alle gezwungen, sich gegenseitig anzuschauen und eine persönliche Widmung zu rezitieren. Ihr Künstler steht in der Ecke, Stille.

Daneben erscheinen rote Buchstaben. Sie sind direkt an die Wand geschrieben. Aus der Kombination dieser ergibt sich ein einziger Name,

 

 

ANA M MENDIETA

 

 

[1] Zitiert in: Verdict Due Today in Death of Artist, The New York Times, Feb. 11, 1988, Spalte B, S. 5.

[2] Zitiert in: Hoffman, J. (1988): Rear Window. The Village Voice, March 29, 1988, S. 27.